Die Lytro im Test

Lange wurde sie angekündigt, jetzt ist sie da: Die Lichtfeld-Kamera von Lytro. Wir haben eine der wenigen Kameras ergattert und ausprobiert, was die Lichtfeld-Knipse wirklich taugt.

Lytro verkauft die Kamera zur Zeit nur in den USA, ein Versand nach Europa findet nicht statt. Interessenten in Europa müssen sich auf Zweitmärkten wie Ebay umschauen und meist deutlich mehr bezahlen als die offiziell aufgerufen knapp 400 Dollar, die die Kamera beim Direktkauf in den USA kostet. Aber bevor Sie jetzt den Rechner einschalten und nach einer Lytro suchen, sollten Sie vielleicht diesen Test bis zum Ende lesen – denn der Umgang mit der Lytro ist nicht gerade einfach. Und bei aller Anerkennung für die Leistung der Ingenieure der Lytro: Lichtfeld ist scheinbar immer noch keine Technologie für den Massenmarkt.

 

 

Dabei haben sich die Marketingstrategen bei Lytro alle Mühe gegeben und sich einiges beim großen Bruder Apple in punkto Vereinfachung abgeschaut: Die Lytro hat nicht nur ein genauso ungewöhnliches wie edles Design, sondern kommt auch mit zwei Knöpfen aus: Einem Auslöser und einem Ein-Ausschalter. Das dritte Bedienelement haben wir eher durch Zufall entdeckt: streicht man mit dem Finger über die Oberfläche oberhalb des Displays, so bewegt sich das 8-fach-Zoom. Um es gleich zu sagen: sehr schick, aber ebenfalls sehr unpraktisch, da man den Zoom ständig durch versehentliche Berührungen verstellt. Ein Stativgewinde oder einen Blitz(-schuh) sucht man vergeblich.

Über die Brennweite des Hauptobjektivs macht Lytro keine Angaben; nach unseren Messungen reicht das Zoom analog Kleinbild etwa von 30 bis 240 mm. Die Blende steht fix bei f2, da bei Lichtfeldkameras die Blende des Hauptobjektivs mit der der Mikrolinsen vor dem Sensor übereinstimmen muss. Aufgrund der ungewöhnlichen Quaderform hält man die Kamera wie ein dicke Zigarre zwischen den Fingern und bemüht sich, möglichst senkrecht auf das Display zu schauen, da dieses stark blickwinkelabhängig ist.

Die Größe des Displays beträgt etwa 26 mal 28 mm. Entsprechend schwierig ist die Bildgestaltung mit der Lytro, vor allem, da die Lichtfeld-Technologie ja noch besondere Anforderungen an die Bildgestaltung stellt. Denn das nachträgliche Fokussieren der Fotos mit der Maus macht nur Spaß, wenn sich die Schärfeebenen deutlich voneinander unterscheiden – dazu müssen aber die Bildinhalte deutlich gestaffelt von einander aufgebaut sein.

Das Display der Kamera ist berührungssensitiv, so dass man nach dem Shooting die Bilder betrachten und auch hier schon den Fokus bei den fertigen Bildern verstellen kann. Aufgrund der geringen Größe des Displays sind aber Schärfeänderungen kaum sichtbar, so dass man erst zu Hause am Computer sieht, ob man tatsächlich Fotos im „Kasten“ hat, die den gewünschten Effekte der nachträglichen Fokussierung zeigen.

Hilfreich kann sein, über das Touch-Display die Lichtfeld-Automatik abzuschalten und im sogenannten „Creative Mode“ den Bereich, um den herum sich die Schärfe aufbauen soll, selbst zu bestimmen. Bei Makro-Aufnahmen hatten wir damit Erfolg, bei Telefotos nicht.

Zuhause wird die Kamera per USB mit dem Computer verbunden. Die Software, die die Lichtfeldfotos aufbereitet und darstellt, befindet sich in der Kamera und wird automatisch installiert – allerdings nur an Apple-Geräten, nicht unter Windows. Nach Angaben von Lytro soll eine Windows-Version der Software nachgeliefert werden. Bis dahin können Fotografen ohne Apple-Computer mit der Lytro schlichtweg nichts anfangen, da keine andere Software die LFP-Daten (Light-Field-Pictures) verarbeiten kann.

Die Software selbst kann die Fotos darstellen und exportieren. Will man die Lichtfeldfotos weiter geben, so muss man sie zwingend zu Lytro.com hochladen. Erst hier wird aus den Lichfelddaten eine Flash-Datei gerendert, die jeder im Internet anschauen kann. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten, die aber immer wieder über den Umweg „Lytro-Server“ laufen: Kopie auf Facebook, Versand via Twitter oder aber die Freigabe auf Lytro.com. Will man die Flash-Dateien auf der eigenen Homepage präsentieren, so kann man den Code zum Einbetten von Lytro.com kopieren und einfügen.

Die Lichtfeld-Dateien können nicht bearbeitet werden – beschneiden, drehen oder Kontrastverbesserungen sind also nicht möglich. Gestandene Diafotografen werden sich an diese Herausforderung zum sauberen Fotografieren noch erinnern. Man kann die Fotos auch als JPEGs exportieren. Dann steht der Fokuspunkt da, wo man ihn zuletzt in der Software hingelegt hat.

Die JPEGs haben eine Auflösung von 1080 mal 1080 Pixel – das ist grade mal ein Megapixel und reicht noch nicht einmal für Prints im Format 9 mal 13 cm. Dazu kommt ein eher problematisches Rauschverhalten. Daher machen die Fotos nur online Sinn und auch nur als „Living Pictures“, also in Form der veränderbaren Flash-Dateien. Letztlich ist die Lytro also eine „Facebook-Kamera“, deren Fotos die Freunde dann beliebig scharfstellen können – und natürlich auch die Gesichtserkennung von Facebook, die in Zukunft mit Lichtfeldfotos deutlich effektiver durchlaufen wird.

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